Geheimnis einer Leidenschaft

Briefe und Lieder von Clara Schumann-Wieck und Johannes Brahms

     
   
Programm anschauen

JOHANNES BRAHMS und CLARA SCHUMANN lernten sich 1853 in Düsseldorf kennen. Dorthin kam der 20-jährige Komponist auf Empfehlung Joseph Joachims und stellte Robert Schumann seine ersten Werke (die Klaviersonaten op. 1 und 2 sowie die Gesänge op. 3, 6 und 7) vor, über die sich Schumann in der "Neuen Zeitschrift für Musik" begeistert äußerte und Johannes Brahms als "ein junges Blut, an dessen Wiege Grazien und Helden Wache hielten" bezeichnete, ja ihn "Berufenen" nannte. Clara Schumann, geb. Wieck, Ehefrau Robert Schumanns, Mutter von 6 Kindern - das 7. wurde erwartet - seit frühester Kindheit als Pianistin weltweit gefeiert, war 34 Jahe alt, als sie Johannes Brahms kennenlernte. Zu dieser Zeit war Robert Schumanns psychische Erkrankung bereits im Fortschreiten begriffen. Auf die Nachricht von dessen Selbstmordversuch und nach seiner Einlieferung in die Heilanstalt Endenich bei Bonn (1854) eilte Brahms nach Düsseldorf und kümmerte sich die nächsten beiden Jahre bis zu Schumanns Tod (1856) um Clara und die 7 Kinder.

Was Clara für Brahms bedeutete, schrieb er bereits 1854 an Joseph Joachim: "Ich muß mich oft mit Gewalt halten, daß ich sie nicht ganz ruhig umfasse und gar -; ich weiß nicht, es kommt mir so natürlich vor, als ob sie es gar nicht übelnehmen könnte..."

Nach Schumanns Tod schrieb Clara an ihre Kinder, was ihr Brahms in diesen zwei Jahren bedeutet hatte: "Er kam, um als treuer Freund alles Leid mit mir zu tragen; er kräftigte das Herz, das zu brechen drohte, er erhob meinen Geist, erheiterte, wo er nur konnte, mein Gemüt, kurz, er war mein Freund im vollsten Sinne des Wortes".

Ob ihr inniges Verhältnis mehr war als nur eine verliebte Schwärmerei, wird jedoch für immer ein Geheimnis bleiben: Clara forderte 1887 ihre Briefe an Brahms bis 1858 von ihm zurück und vernichtete ihre Antworten auf seine leidenschaftlichen Briefe. Brahms, der Clara schon 1856 mahnte, das Päckchen mit seinen Briefen mit einem Zettel zu versehen, dass diese nur ihm und ihr gehörten, versenkte die seinigen, die er ebenfalls 1887 wieder erhielt, nach seinen eigenen Aussagen während einer Dampfschifffahrt bei Rüdesheim im Rhein...

Nach Robert Schumanns Tod trennten sich Clara und Brahms' Wege: Er reiste von Düsseldorf ab und sie ging auf Konzerttourneen durch ganz Europa.

Der Brifwechsel zwischen beiden wurde fortgesetzt, doch ist er von einem Wandel der Gefühle gekennzeichnet. Wie einst für Robert Schumann wurde Clara für Brahms sein "freundlichster, bester Genius" und eine Beraterin in vielen praktischen Dingen des Lebens. Seine Briefe zeugen von einem Vertrauen, wie er es keinem anderen Menschen gegenüber entgegenbrachte. Wenn es auch zu Spannungen und zeitweiligen Entfremdungen kam (vor allem wegen der Werkausgaben von Robert Schumann); so überdauerte doch ihr gegenseitiges musikalisches und geistiges Geben und Nehmen.

Seine tiefsten Gefühle für Clara Schumann hat Johannes Brahms in seinem letzten großen Vokalwerk, den Vier ernsten Gesängen op. 121 zum Ausdruck gebracht, als einem "Totenopfer für Ihre geliebte Mutter", wie er am deren Tochter Marie schrieb.

Clara Schumann starb am 20. Mai 1896, 11 Monate später am 3. April 1897 Johannes Brahms.

Yvonn Füssel-Harris hatte ein Konzept erarbeitet, das den Rahmen eines "Konzertes" sprengte...Die Lesungen bildeten eine glückliche Einheit mit den vorgetragenen Liedern...Über 100 Minuten zog das wirkungsvolle Programm in seinen Bann - eine enorme Leistung...als am Ende Brahms' Brief an die Kinder nach Clara's Tod verlesen wurde, musikalisch ergänzt mit seinem Lied "Der Tod, das ist die kühle Nacht", breitete sich Ergriffenheit aus...
Sächsische Zeitung